© Atlantic Records
Eröffnet wird der Abend durch die Indie-Rock Künstlerin Brockhoff und ihre Band, die Paolo Nutini schon einmal auf Tour begleiten durften. Dass die Newcomerin erst letzten Herbst auf erste Solo-Tour gegangen ist, merkt man ihrer Live-Performance nicht an. Brockhoff und ihre Band zeigen sich souverän und überzeugen neben Nutini nun auch das Mannheimer Publikum von sich.
Im Fokus des restlichen Programms steht dann Nutinis jüngste Veröffentlichung „Last Night In the Bittersweet“. Deren erster Song „Afterneath“ leitet auch den Auftritt des Künstlers ein und begrüßt die Besucher*innen des Palastzeltes mit den auf die Leinwand projizierten Lyrics „You’re so cool“. Auch das rote Telefon aus dem Songtext hat einen Gastauftritt auf der Bühne und wird kurzerhand zum Mikrofon umfunktioniert.
Ein stimmgewaltiger Auftritt
Während es vor dem Erscheinen des aktuellen Albums 2022 mehrere Jahre lang recht still um den Musiker geworden war, setzt Nutini an diesem Abend von Anfang an scheinbar mühelos die volle Bandbreite seiner Stimme gekonnt in Szene.
Schon bei „Afterneath“ und auch beim Sprechgesang des etwas später folgenden Song „Lose It“ überrascht Nutini mit einem neuen, eher ungewohnten, aber sich doch sehr gut einfügenden Klang. Kurz hat man das Gefühl, der Musiker hätte seinen schottischen Künstler-Kollegen Aidan Moffat von Arab Strap mitgebracht.
Dem ist zwar nicht so, an schottischer Verstärkung mangelt es an diesem Abend dennoch nicht. Im Publikum weht das Andreaskreuz, einige Besucher*innen tragen Fußballtrikots der schottischen Nationalmannschaft. Für sie kommt das Timing von Nutinis Konzert gerade rechtzeitig – „Der Besuch hier war unser Back-up-Plan“, berichtet ein Gast. Die Stimmung ist trotz frühzeitigem EM-Austieg und sommerlich hohen Temperaturen gut. Vielleicht auch weil Nutini zwischendurch das ein oder andere Bier ins Publikum wandern lässt.
Seifenblasen und ein Special Guest
Nach einem energetischen Auftakt, steigen Nutini und seine sechsköpfige Band für ein paar Songs auf ein Akustik-Set um. Es wird etwas ruhiger. Während „Heart Filled Up“ bahnen sich ein paar Seifenblasen ihren Weg aus dem Publikum und quer durch das Palastzelt.
Bei „Through The Echoes“, einem Song, den Nutini seiner kleinen („wee“) Schwester gewidmet hat, steigt im Refrain das gesamte Publikum mit ein und sorgt so tatsächlich für einen besonders schönen Nachklang. Auf jeden Fall ein Highlight des Abends – sicherlich auch für Nutinis Schwester selbst, die, wie dieser berichtet, zum Anlass des Konzertes ebenfalls das Maimarkt Gelände aufgesucht hat.
Mit „Coming Up Easy“, „New Shoes”, “Pencil Full of Lead” und “Candy” sind aber auch ein paar ältere Songs im Line-up des Abends vertreten, die sehr dankbare und textsichere Abnehmer*innen finden.
Nutini scheint sich ebenfalls wohlzufühlen
Auch Nutinis Version des Songs "Stuck In The Middle" seiner Hometownheros Stealers Wheel kommt im Publikum gut an. Genauso wie Nutini selbst – Als der Künstler im Rahmen der Zugabe mit "Iron Sky" einen Song anstimmt, der sich für Zusammenhalt und Menschlichkeit einsetzt, verschwindet der Künstler nämlich selbst zwischen den Besucher*innen und wird zum Teil der Menge.
Auch der letzte Song "Shine A Light" sorgt noch einmal für eine besonders schöne Atmosphäre. Passend zum Titel werden Handytaschenlampen gezückt und die Diskokugel am Zelthimmel kommt zum Einsatz.
Hat sich Nutini schon während dem Konzert mehrfach beim Publikum bedankt, fällt er nach dem letzten Lied sogar kurz vor diesem auf die Knie, verabschiedet sich dann ausführlich und dreht sich auch noch einmal winkend um, als er die Bühne eigentlich schon verlassen hat um einen letzten Blick ins Zelt zu werfen. Die Setlist des Abends landet als Papierflieger im Publikum.
Setlist
Afterneath/ Scream (Funk My Life Up) / Let Me Down Easy / Lose It / Children Of The Stars / Heart Filled Up / Acid Eyes / Stranded Words / Through The Echoes / Coming Up Easy / Everywhere / New Shoes / Stuck In The Middle With You / Petrified In Love / Pencil Full Of Lead / Radio / Candy / Zugabe: Take Me Take Mine / Iron Sky / Shine A Light
