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Bruce Dickinson (Live in Mannheim 2024) © Rudi Brand

Es passiert nicht jeden Tag, dass man Bruce Dickinson außerhalb seiner Stammband Iron Maiden live erleben kann. Beim Zeltfestival Rhein-Neckar in Mannheim präsentiert der Sänger erstmals nach über 20 Jahren wieder sein Solorepertoire und hinterlässt dabei gesanglich einen etwas gespaltenen Eindruck.

Seit weit über vier Jahrzehnten gehört Bruce Dickinson – primär dank seiner Tätigkeit als Frontman von Iron Maiden – inzwischen bereits zur Crème de la Crème der Metalstimmen.

Doch insbesondere während seiner Auszeit von den "eisernen Jungfrauen" in den 1990ern hat "The Air Raid Siren", wie der Sänger zunächst etwas despektierlich, später dann ehrfürchtig von den Fans genannt wurde, durchaus auch als Solokünstler von sich reden gemacht.

Endlich wieder ohne Iron Maiden

Nach über zwanzig Jahren präsentiert der stimmgewaltige Tausendsassa Bruce Dickinson seine Werke jenseits seiner Stammband in diesem Sommer nun endlich wieder dem Live-Publikum.

Zu den Tourstopps, die er auf seiner aktuellen Konzertreise einlegt, zählt auch das Zeltfestival Rhein-Neckar auf dem Mannheimer Maimarktgelände, das bei sonnigen Temperaturen gut gefüllt, aber nicht ausverkauft ist.

Franken frei zu den Untoten

Als Support hat Bruce Dickinson sich in diesem Jahr Dominum mitgebracht. Die Nürnberger nehmen die Zuschauer in der Quadratestadt mit auf eine epische halbstündige Reise zu den Untoten, die durchaus Laune macht.

Dabei lassen es sich die maskierten Franken nicht nehmen, mit "Rock You Like A Hurricane" auch ein Cover der Scorpions mit einzustreuen, das bei den Anwesenden gleich für gute Laune sorgt.

Druckvolle schwermetallische Klänge

Als Bruce Dickinson und seine Begleitcrew schließlich die Bühne zu den Klängen des Tape-Intros "Toltec 7 Arrival" betreten haben, servieren sie dem Publikum mit "Accident Of Birth" vom gleichnamigen Album direkt den ersten Metalkracher.

Auch wenn bei dieser Tournee die namhaften Stammgitarristen des Sängers wie Roy Z, Alex Dickson oder Maiden-Kollege Adrian Smith fehlen, weiß die derzeitige Band um Dickinson bei dem Auftritt in Mannheim vollends zu überzeugen.

Der erste Unfall

Die aus den Gitarristen Philip Näslund und Chris Declercq, Bassistin Tanya O‘Callaghan, Schlagzeuger Dave Moreno und Keyboarder Maestro Mistherio bestehende Band sorgt im Verlauf des gesamten Abends für eine gehörige Portion Druck.

Leider lässt sich das über Bruce Dickinson selbst nicht immer unbedingt sagen. Er schwächelt gesanglich stellenweise, speziell bei den Nummern seiner beiden vielleicht besten Scheiben "Accident Of Birth" und "The Chemical Wedding".

Gar nicht so eisern

Dieser Makel soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es gut ist, die Solostücke des Iron Maiden-Frontmans nach so langer Zeit endlich einmal wieder live erleben zu können.

Dickinsons Ausflüge außerhalb seiner Stammband klangen über weite Strecken schon immer moderner und knackiger als vieles, was die Metal-Ikonen in den vergangenen 25 Jahren abgeliefert haben. Speziell die Nummern, bei denen der Sänger überzeugen kann, stoßen auf große Begeisterung im Zelt.

Zu Tränen gerührt

Songs wie "Abduction", "Laughing In The Hiding Bush" oder sein vielleicht größter Solohit "Tears Of The Dragon" wirken auch anno 2024 noch vollkommen zeitgemäß. Eigentlich gilt dies für das gesamte Set, wären da nicht die gelegentlichen gesanglichen Schwächen des Ausnahmesängers.

Ärgerlich ist auch, dass – im Gegensatz zu vorherigen Auftritten auf der aktuellen Tour – Stücke wie "The Road To Hell" und "Book Of Thel" beim Konzert in Mannheim die Segel streichen mussten.

Kurz und knackig?

So bleibt am Ende des Abends ein leicht zwiespältiger Eindruck ob der etwas kurzen Spielzeit, die sicherlich noch Platz für ein paar weitere Nummern geboten hätte. Dass Iron Maiden-Stücke beim Zeltfestival Rhein-Neckar komplett außen vor bleiben, ist dabei nicht weiter schlimm.

Die Band ist ja mitsamt ihrer Frontsirene oft selbst genug auf Tour. Allerdings beinhaltet Bruce Dickinsons eigenes Repertoire selbst noch genug Klassiker wie "Tattooed Millionaire", die in diesem Sommer komplett fehlen.

Besser spät als nie?

Hört man allerdings, wie sehr sich der Sänger bei einigen seiner Solonummern inzwischen strecken muss, ist es schade, dass es mehr als 20 Jahre gedauert hat, bis er sie endlich wieder live dargeboten hat.

Bei den Auftritten anno 2002, bei denen der Autor selbst zugegen war, hatte er nämlich noch die nötige stimmliche Power. So wundert man sich, ob es nicht konsequenter gewesen wäre, sich – wie etwa Led Zeppelins Robert Plant – erst gar nicht mehr an manchen der gesanglich herausfordernden Songs zu versuchen.

Setlist

Accident Of Birth / Abduction / Laughing In The Hiding Bush / Afterglow Of Ragnarok / Faith / Chemical Wedding / Resurrection Men / Rain On The Graves / Frankenstein / The Alchemist / The Darkside Of Aquarius // Navigate The Seas Of The Sun / The Tower