Rolling Stones (2016)

Rolling Stones (2016) © Universal Music

Es mehren sich Gerüchte, dass The Rolling Stones in diesem Jahr noch einmal auf Europatournee gehen. Was darf man von der Band im 55. Jahr ihres Bestehens erwarten? Update: Inzwischen wurden drei Deutschlandkonzerte in Hamburg, München und Düsseldorf bestätigt.

The Rolling Stones waren zuletzt vor drei Jahren bei zwei Konzerten in Berlin und Düsseldorf hierzulande zu erleben. Damals waren sie in ihrem 52. Jahr als Band unterwegs und begeisterten das Publikum mit einer Form, die ihnen kaum einer zugetraut hätte.

Im September in München?

Jetzt verdichten sich die Gerüchte, dass Europa 2017 ein weiteres Mal in den Genuss einer Tour kommen wird. Eine Tour der Rolling Stones bestand in den letzten Jahren selten aus mehr als 15 Gigs mit großzügigen Pausen zwischen den Konzerten, so dass wir in Deutschland froh sein können, wenn die Band zwei Konzerte hierzulande spielt.

In den letzten Monaten wurden auf Fan-Portalen wie iorr.org bereits die unterschiedlichsten Termine und Orte als wahrscheinlich gehandelt. Momentan ist von einem Auftritt im Münchner Olympiastadion am 12. September die Rede, eine offizielle Bestätigung steht aber noch aus. Wenn man davon ausgeht, dass die Tour tatsächlich stattfindet – was würde uns voraussichtlich erwarten?

Altbewährtes und Variationen

Mit ziemlicher Sicherheit werden die Konzerte knapp zwei Stunden dauern und 18 oder 19 Songs umfassen, von denen maximal vier jeden Abend neu bestimmt werden, während die anderen fest gesetzt sind. Ein Stoneskonzert, das keine spezielle Clubshow ist, ohne "Jumpin' Jack Flash", "Honky Tonk Woman", "Tumbling Dice", "Start Me Up", "Miss You", "Brown Sugar", "Sympathy For The Devil" oder "Satisfaction" scheint schwer vorstellbar. Und, seien wir ehrlich, die Zuschauer wollen zu diesen Nummern gemeinsam mit der Band abrocken.

Eine Ballade gibt es auch immer – in Deutschland bevorzugt "Angie" und nicht das viel schönere "Wild Horses", weil irgendjemand Jagger gesteckt hat, dass die Deutschen dieses Lied besonders lieben, obwohl es selten so überragend zu hören ist wie in München 2006. In Düsseldorf 2014 hatten die Zuschauer das große Glück stattdessen eine fantastische Version von "Worried About You" serviert zu bekommen, aber das ist die Ausnahme.

Magie & Power

Natürlich wird Keef wieder zwei Songs singen. An dieser Stelle kann man Klassiker wie "You Got The Silver", "Happy" oder "Before They Make Me Run" erleben, aber auch neuere oder eher selten gespielte Stücke wie "Little T&A", "Can't Be Seen With You" oder "Slipping Away". Einen bluesigen Song wie "Midnight Rambler" oder vielleicht auch eine Nummer von "Blue & Lonesome" wird es ebenfalls mit Sicherheit geben. Vielleicht erlaubt die Band auch wieder eine Abstimmung im Internet, bei der die Fans einen Song wählen können. Zudem wählen die Rolling Stones gerne einen Song aus den letzten zweieinhalb Jahrzehnten aus wie "You Got Me Rocking" oder "Out Of Control".

Diese Beschreibung kann den Anschein erwecken, als seien Stoneskonzerte komplett abgenudelte Veranstaltungen, aber wer schon einmal das Vergnügen hatte die Stones live zu erleben, weiß, welche Magie, welche archaische Power diese Band auf die Bühne bringen kann. Selbst an einem Abend, an dem die Bandchemie nicht ganz so perfekt funktioniert, verfügen die Stones mit Mick Jagger über einen Frontman, der die Show auch noch im unglaublichen Alter von 74 Jahren alleine schmeißen kann.

Keine Qualitätsverluste

Die Livevideos von 2016 lassen keinen signifikaten Qualitäts-Unterschied im Vergleich zu anderen Konzerten in den letzten 20 Jahren erkennen. Darüber hinaus haben sich die Gitarristen in den letzten Jahren wieder in guter Form gezeigt und Drummer Charlie Watts ist seit Dekaden eine Bank.

Zwei entscheidende Unterschiede wird es im Vergleich zu 2014 geben: Saxophonist Bobby Keys ist tot und wurde seitdem durch Karl Denson ersetzt. Statt Lisa Fischer sang zuletzt Sasha Allen, die beide eine gute Figur machten. Die Band, die auf der Bühne steht, ist neben den vier eigentlichen Bandmitgliedern jedenfalls auch schon seit Ewigkeiten zusammen. Keyboarder Chuck Leavell (seit 1982), Backgroundsänger Bernard Fowler (seit 1989) und Bassist Darryl Jones (seit 1994) haben alle mehr Stonesgigs gespielt als Gründungsmitglied Brian Jones. Selbst Saxophonist Tim Ries (seit 1999) hat mehr als doppelt so viele Auftritte mit den Stones absolviert als Mick Taylor.

Neue Tourplanung

Die Entscheidung seit 2012, seit der "50 and counting"-Tour keine mehrjährige, sondern nur noch mehrmonatige Auszeiten zwischen Live-Auftritten zu nehmen, hat sich für die Band ausgezahlt. Die letzte große Tour ("A Bigger Bang" mit 150 Konzerten von 2005 bis 2007) hat die Stones an ihre Grenzen geführt. Lange sah es so aus, als würden sie sich nicht mehr zu einer Tour aufraffen können. Aber sie änderten ihr Konzept: weniger Shows, längere Pausen zwischen Shows und kürzere Abstände zwischen Tourabschnitten – und bislang funktioniert das wunderbar.

Hoffen wir auf ein Wiedersehen mit Mick, Keith, Charlie und Ron samt ihrer feinen Tourband im Spätsommer, und freuen uns auf das ebenfalls in Aussicht gestellte neue Album der Greatest Rock'n'Roll Band in the world!

Update: Inzwischen wurden drei Deutschlandkonzerte in Hamburg, München und Düsseldorf bestätigt.

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