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Bryan Adams (live in Mannheim, 2018) © Peter H. Bauer

Bryan Adams' Konzert in Mannheim hat ein simples Erfolgsrezept: einen sympathischen Protagonisten und einfache, aber effektive Songs. Auf diese Weise bietet der Kanadier seinen enthusiastischen Fans einen stets kurzweiligen Abend ohne wirkliche Misstöne.

Die Zeiten sind schlecht, wenn sogar ein Bryan Adams Konzert nicht ganz ohne Politik auskommt. Das erste Lied des Abends "Ultimate Love" enthält eine simple Absage an (Bomben-)Krieg und die wenig überraschende Botschaft: "Warum können wir nicht alle miteinander auskommen? Wir suchen doch alle nach der ultimativen Liebe."

Die kurze Bezugnahme auf die Missstände der Gegenwart sind aber der einzige überraschende Aspekt eines Konzertabends, der ansonsten den Zuschauern die Gelegenheit bietet, persönliche und politische Sorgen weitgehend zu vergessen und sich gut unterhalten zu lassen.

Die einfachen Dinge

Nicht nur die Songs, sondern das gesamte Konzert könnte unter dem Motto "einfach, aber effektiv" stehen. Das beginnt beim bewusst schlicht gehaltenen Bühnenbild, das aber gerade dadurch überzeugt. Die Kleidung folgt dem gleichen Motto: Bryan Adams und Band tragen allesamt weiße Hemden, blaue Jeans und schwarze Schuhe und Sakkos. 

Dazu laufen im Hintergrund auf der Leinwand durchweg passende und hochwertig produzierte Videos, die dazu beitragen, dass der Abend nie langweilig wird. Das alles überrascht nicht, ist Bryan Adams doch auch ein erfolgreicher Fotograf und versteht daher etwas von der visuellen Inszenierung seiner Musik.

Ein unterhaltsamer Abend

Ein weiterer gelungener Aspekt des Abends betrifft die Abfolge. Bryan Adams ist es gelungen, seine Songs zu einem stimmigen und erfreulich kurzweiligen Set zusammenzustellen. Dazu tragen insbesondere die beiden kurzen Akustik-Parts ein, die beispielsweise nach "Summer of 69" für einen angenehmen Stimmungswechsel sorgen. Gesanglich präsentiert sich Adams ebenfalls in guter Form.

Das alles würde aber nichts nutzen, wenn nicht zwei andere Faktoren hinzukämen. Bryan Adams hat im Verlauf seiner Karriere eine große Zahl unverschämt eingängiger Pop- und Rocksongs geschrieben, die ebenfalls allesamt einfache, für jeden nachvollziehbare Botschaften transportieren. Nicht umsonst waren und sind seine großen Hits Dauergäste nicht nur im deutschen Radio.

Ein stimmiges Konzept

Dem Konzert kommt die Inszenierung der Lieder als knackige, geradlinige Rocksongs enorm zugute. Adams versteht sich nicht als Soft-Rocker, sondern als Rock'n'Roller, was sein Konzert wesentlich besser zu transportieren vermag als seine Studioalben. Die Musik klingt frisch, gegenwärtig und lebendig – der Nostalgiefaktor hält sich in erstaunlich engen Grenzen.

Am Erfolg des Ganzen hat Bryan Adams' langjähriger Gitarrist Keith Scott beträchtlichen Anteil, da er als Einziger mit dem Sänger das Rampenlicht teilen und einige gelungene Gitarrensoli spielen darf. 

Schließlich wäre der Konzertabend ein ganz anderer ohne Bryan Adams' sympathische Persönlichkeit. Man nimmt ihm den geradlinigen, unkomplizierten Rockstar ab. Die Inszenierung wirkt nicht nur authentisch, sie wird auch durch seine Publikumsinteraktion bestätigt. 

Sympathisch und unkompliziert

Als ein männlicher Fan dauernd laut "Something About Christmas Time" ruft (in Anspielung auf die Single "Christmas Time" von 1985), bittet Bryan Adams die Techniker, das Hallenlicht anzumachen, um den Herren in Augenschein zu nehmen. "Schmeckt das Bier gut?", fragt er unter dem Gelächter des Publikums. Kurz darauf baut er eine Zeile des Liedes in sein Akustik-Set ein. 

Auch ansonsten gibt sich Bryan Adams humorvoll, lobt das Mannheimer Publikum, spricht die typisch deutsche Aussprache seines Vornamens an und lässt sich zur Freude des Publikums "shake your ass" ins Deutsche übersetzen.

Blauer Himmel

So viel positive Stimmung macht dem kritischsten Betrachter das Meckern schwer. Sicher, "All For Love" in der Akustik-Version ist kein herausragender Abschluss und manche Balladen wie "Please Stay" oder "Have You Ever Really Loved A Woman" sind ausgesprochen kitschig.

Da es sich aber nur um kurze Augenblicke eines unterhaltsamen Konzertabends handelt, stören sie nicht weiter. Das Konzert besitzt ein so angenehmes Tempo und eine so lockere Atmosphäre, dass sich kleinere Fehlgriffe auflösen wie Nebel an einem Sommertag.

Setlist

Ultimate Love / Can't Stop This Thing We Started / Run to You / Go Down Rockin' / Heaven / This Time / It's Only Love / Please Stay / Cloud #9 / You Belong to Me / Summer of '69 / Here I Am / When You're Gone / (Everything I Do) I Do It for You / Back to You / Somebody / Have You Ever Really Loved a Woman? / The Only Thing That Looks Good on Me Is You / Cuts Like a Knife / 18 til I Die / I'm Ready / Brand New Day // I Could Get Used to This / I Fought the Law / Whiskey in the Jar / Straight From the Heart / Lonely Nights / All For Love

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